Rotöl, der Lichtbringer

Rotöl, Sonnenkraft des Johanniskrauts für Mensch, Hund und Katze

 

Wenn das Johanniskraut mit seinen goldgelben Blüten in der Sommersonne leuchtet, ist es Zeit, sich ein Stück Naturapotheke nach Hause zu holen. Rotöl, das aus den frischen Blüten gewonnene Mazerat, ist seit Jahrhunderten bekannt für seine wundheilenden, schmerzlindernden, entzündungshemmenden, stimmungsaufhellenden und nervenstärkenden Eigenschaften. Es wirkt auch gegen Pilze und Bakterien, ist angstlösend und entspannend. Es ist einfach herzustellen, kraftvoll in der Wirkung und ein wunderbares Geschenk der Natur.

 

Wie erkenne ich Johanniskraut?

Johanniskraut (Hypericum perforatum) wächst an sonnigen Wegrändern, auf Wiesen, Waldrändern und Böschungen. Es ist eine mehrjährige Pflanze, die ca. 30–90cm hoch wird.

Typisch sind:

·       Goldgelbe Blüten mit fünf Blütenblättern, die leicht rot färben, wenn man sie zwischen den Fingern verreibt. Beim Zerreiben der Blüten tritt ein rötlicher Farbstoff aus, das ist das begehrte Hypericin.

·       Durchsichtige Punkte auf den Blättern – hält man sie gegen das Licht, wirken sie wie perforiert (daher der Name perforatum).

·       Typisch ist auch der kantige Stängel, das ist ein echtes Erkennungszeichen des Johanniskrauts.

 

Wann ist die beste Zeit zum Sammeln?

·       Die Hochblüte rund um die Sommersonnwende (Ende Juni bis Anfang Juli) ist ideal. Der Johannistag, 24. Juni, schenkt dem Kraut besonders viel Kraft.

·       Sammle nur an trockenen Tagen, wenn die Blüten vollkommen geöffnet sind. Die beste Tageszeit ist am späten Morgen.

·       Achte darauf, nur gesunde Pflanzen an unbelasteten Orten (nicht direkt an Strassen oder Feldern) zu pflücken. Wo viele Hunde pinkeln, wächst selten ein gutes Öl. Suche dir lieber stille Plätze.

·       Respektiere den Lebensraum der Natur und nimm nur so viel mit, wie du wirklich brauchst.

 

Wie wird Rotöl hergestellt?

Du brauchst:

·       Frisch gepflückte Johanniskrautblüten (am besten am selben Tag verarbeitet)

·       Ein hochwertiges Pflanzenöl (z.B. Bio-Olivenöl oder für Menschen auch Bio-Jojobaöl)

·       Ein sauberes Schraubglas

Und so geht’s:

·       Die frischen Blüten locker in ein Glas füllen (nicht stopfen).

·       Die Blüten mit einem Löffel an die Glaswand quetschen, damit die Wirkstoffe leichter in das Öl übergehen.

·       Mit Öl übergiessen, bis alle Pflanzenteile vollständig bedeckt sind.

·       Mit einem sauberen, dünnen Tuch abgedeckt, soll das Glas für 5 Tage an die Sonne stehen. Nach dieser Zeit ist der Gärungsprozess abgeschlossen.

·       Das Glas wird dann verschlossen und für ca. 4–8 Wochen an einen sonnigen, warmen Platz gestellt (Fensterbank, Balkon, Garten).

·       Täglich soll das Glas kräftig hin und her bewegt werden, damit sich kein Schimmel bildet.

·       Nach der Reifezeit durch ein Kaffeesieb abfiltern und in eine dunkle Flasche abfüllen.

 

Das Öl bekommt bereits nach 2 Tagen eine leuchtend rote Farbe und wird schliesslich purpurrot. Daher kommt der Name Rotöl.

Wichtig: Das fertige Rotöl immer lichtgeschützt und kühl lagern, da es lichtempfindlich ist. So hält es etwa 1 Jahr.

 

Wofür hilft Rotöl?

Die erkrankten und schmerzenden Stellen werden sanft mit dem Öl eingerieben. Es ist auch möglich, eine mit dem Rotöl durchtränkte Kompresse auf das schmerzende Gelenk festzubinden und über Nacht einwirken lassen.

 

Äusserliche Anwendung für Menschen:

·       Bei Sonnenbrand und leichten Verbrennungen

·       Zur Pflege empfindlicher, rissiger Haut

·       Bei Muskelverspannungen und Rückenschmerzen

·       Nach Prellungen oder stumpfen Verletzungen

·       Zur seelischen Unterstützung bei nervöser Unruhe oder Stimmungstiefs (äusserlich anwendbar)

 

Äusserliche Anwendung für Hunde und Katzen (auch Meerschweinchen und Kaninchen):

·       Zur Pflege kleiner Wunden, Insektenstiche oder Ekzeme

·       Bei Muskel- oder Gelenkbeschwerden

·       Zur Unterstützung bei Narbenpflege nach Operationen

·       Bei Ohrmilben wird das lauwarme Öl grosszügig am Aussenohr und im Innenbereich sanft einmassiert. Das Öl lindert die Schmerzen und der Juckreiz. Milben vertragen kein Öl, sie werden ersticken. Das Öl lindert auch schmerzhafte Ohrentzündung. Es beruhigt die irritierte Haut.

Achte darauf, dass dein Tier das Öl nicht gleich abschleckt. Ideal ist die Anwendung abends oder nach dem Spaziergang.

 

Wichtiger Anwendungshinweis zu Rotöl

Rotöl ist ein kraftvolles pflanzliches Heilmittel. Doch wie bei allen wirksamen Naturmitteln gilt: Achtsamkeit ist Pflicht.

Bitte beachte vor der Anwendung folgende Punkte:

  • Nicht auftragen, wenn die Haut anschliessend der Sonne oder intensiver UV-Strahlung ausgesetzt wird. Der Pflanzenwirkstoff Hypericin kann in Kombination mit Sonnenlicht Lichtallergien oder Hautreaktionen auslösen.
  • Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Hypericin. Im Zweifel gilt: Immer zuerst an einer kleinen Hautstelle testen.
  • Nicht auf offene oder nässende Wunden auftragen.
  •  Achtung bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten (beim Menschen): Johanniskraut kann die Wirkung bestimmter Arzneimittel beeinflussen, insbesondere bei Antidepressiva, hormonellen Verhütungsmitteln, Blutverdünnern und Immunsuppressiva

Im Zweifel Rücksprache mit Arzt oder Apotheker halten.

Bei Tieren gilt:
Bei anhaltenden Beschwerden oder Unsicherheiten in der Anwendung ist eine Abklärung mit Tierärztin oder Tierheilpraktikerin empfehlenswert.

 

Rotöl ist ein Geschenk der Sonne. Es erinnert uns daran, dass die Natur für alles einen sanften Weg bereithält: für den Körper, für die Seele und für unsere vierbeinigen Gefährten.

Gerade in der dunklen Jahreszeit kann uns dieses leuchtend rote Öl daran erinnern, dass das Licht nie ganz verschwindet.
Es wohnt in den Pflanzen, in der Wärme unserer Hände und in jedem Tropfen, den wir achtsam weitergeben.

Rotöl bringt Sonne ins Herz, auch wenn draussen der Nebel liegt.

 

Ich wünsche dir von Herzen viel Freude und Licht beim Entdecken und Anwenden des Rotöls. Möge es dich und deine Lieben, ob auf zwei oder vier Beinen, sanft begleiten und stärken.

 

Bleib gesund, glücklich und im Einklang mit der wunderbaren Kraft der Natur.

Herzlichst,  Marietta